PrEP
Methode zum Schutz vor einer HIV-Infektion
Eine PrEP ist neben der Benutzung von Kondomen und dem Schutz durch Therapie eine weitere Methode zum Schutz vor HIV. PrEP steht für Prä-Expositions-Prophylaxe, auf Deutsch: Vorsorge vor einem Risiko-Kontakt.
Bei dieser Schutzmethode nimmst du entweder täglich oder rund um sexuelle Kontakte ein HIV-Medikament ein. Die Methode ist wissenschaftlich überprüft und schützt schwule Männer ebenso gut vor HIV wie Kondome. Das gilt aber nur, wenn sie nach bestimmten Regeln angewendet wird.
Wichtig: Die folgenden Aussagen zum Einnahmeschema beziehen sich auf den Analverkehr und eindringenden (Neo-)Vaginal-/ bzw. Fronthole-Verkehr für den/die eindringende Partner*in. Wenn beim Sex (auch) deine (Neo-)Vagina oder dein Fronthole involviert sind, gelten abweichende Zeiten.
Bei einer dauerhaften PrEP über mehrere Monate oder länger nimmst du täglich eine Tablette ein.
Du startest mit der Einnahme zwei Tage vorm ersten Sex mit jeweils einer Tablette täglich. Nach dieser Zeit bist du vor HIV geschützt. Auch nach dieser „Aufladephase“ fährst du mit täglich einer Tablette fort. Wichtig: Wenn du mit der PrEP aufhören möchtest, musst du nach dem letzten Sex noch zwei Tage lang jeweils eine Tablette einnehmen. Dein Arzt oder deine Ärztin kann dir aber auch eine längere Ausschleichphase empfehlen.
Bei der anlassbezogenen PrEP – zum Beispiel bei Sex-Partys oder während eines Urlaubs – nimmst du nach dem IPERGAY-Schema 2 Stunden bis 24 Stunden vor dem Sex ZWEI PrEP-Tabletten ein. Die Einnahme nur zwei Stunden vorher gilt allerdings als sehr knapp, das Medikament muss vom Magen über das Blut in die Schleimhäute gelangen. Daher ist es sicherer, ein paar Stunden früher bzw. eher 24 Stunden vorher zu beginnen.
Dann nimmst du an jedem Tag EINE Tablette ein.
Wenn du mit der PrEP aufhören möchtest, musst du noch zwei Tage nach dem letzten Sex jeweils eine Tablette pro Tag einnehmen. Dein Arzt oder deine Ärztin kann dir aber auch eine längere Ausschleichphase empfehlen.
HIV-Test:
Um zu preppen musst du HIV-negativ sein. Denn bei einer vorliegenden HIV-Infektion reichen die PrEP-Tabletten nicht zur Behandlung aus und es können sich Resistenzen bilden. Vor Beginn einer PrEP, vier Wochen nach dem Start und dann alle drei Monate ist deshalb ein HIV-Test erforderlich.
Hepatitis B:
Auch hier musst du abklären lassen, dass du nicht infiziert bist. Denn sollte doch eine Hep B vorliegen und du setzt irgendwann die PrEP-Tabletten ab, kann sich die Hep-B-Infektion verschlimmern. Übrigens: Gegen Hepatitis B kann man sich impfen lassen. Für schwule Männer bezahlt die Krankenkasse die Impfung.
Nierenwerte:
Die PrEP-Pille kann die Leistung der Niere verringern. Wenn du preppst, solltest du daher vor und während der PrEP regelmäßig deine Nierenwerte überprüfen lassen. Wie oft du deine Niere checken lässt, besprichst du am besten mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Sind die Nierenwerte bedenklich, muss die PrEP abgesetzt werden. Die Niere erholt sich danach wieder. Wenn du bereits ein Nierenleiden hast, ist die PrEP nichts für dich.
Auf Geschlechtskrankheiten checken lassen:
Empfohlen werden außerdem regelmäßige Tests auf Geschlechtskrankheiten, insbesondere Syphilis, Tripper und Chlamydien sowie Hepatitis C. Denn die PrEP schützt zwar zuverlässig vor einer HIV-Infektion, aber nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten. Zusätzlich zur PrEP kannst du auch ein Kondom verwenden, um dein Risiko einer Infektion mit einer Geschlechtskrankheit zu senken.
Die Kasse übernimmt die Kosten der PrEP für Menschen mit erhöhter Möglichkeit, sich mit HIV anzustecken. Darunter fallen zum Beispiel schwule Männer*. Wenn man in der Vergangenheit oder zukünftig Sex ohne Kondom hatte oder haben wird, kann das eine Begründung für die PrEP sein. Bezahlt werden die Kosten der Tabletten sowie alle nötigen Begleituntersuchungen.
Nur dafür zugelassene Ärzt_innen dürfen die PrEP auf Kassenrezept verschreiben. Falls du eine Ärztin oder einen Arzt suchst, der oder die deine PrEP begleiten soll, empfehlen wir dir folgende zwei unterschiedliche Listen:
- Bei der dagnä e.V. findest du eine Liste von HIV-Schwerpunktärzt*innen, die eine PrEP-Begleitung anbieten.
- Auf der Onlinekarte von prep.jetzt haben Aktivist*innen alle Ärzt*innen verzeichnet, die PrEP-User aus eigener Erfahrung für eine PrEP-Begleitung empfehlen.
Zwischen beiden Listen gibt es Überschneidungen. Zudem werden beide Listen stets aktualisiert.
Falls du die Checks in einer Aidshilfe, einem Checkpoint oder beim Gesundheitsamt durchführen lassen willst, erkundige dich vorab, welche Checks dort jeweils angeboten werden – und was sie dort kosten.
PrEP auf Privatrezept
Nicht alle privaten Krankenkassen übernehmen bisher die Kosten der PrEP. Es kann sich dennoch lohnen, die Rezepte bei der Krankenkasse für eine Kostenübernahme einzureichen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit einer PrEP auf Privatrezept:
In teilnehmenden Apotheken in ausgewählten Städten gibt es zudem die Möglichkeit, die PrEP für rund 40 Euro pro 28 Tabletten zu erhalten. Das entspricht der Menge für eine vierwöchige Dauer-PrEP bei täglicher Einnahme. Dazu muss dein Arzt oder deine Ärztin ein Privatrezept ausstellen, auf dem Folgendes verordnet sein muss:
- PrEP Emtricitabin / Tenofovirdisoproxil
- 28 Stück zur Verblisterung
Die Angaben „PrEP“, „28 Stück“ und „zur Verblisterung“ sind dabei absolut notwendig. Nur so erhältst du den günstigen Preis.
Du kannst dir die PrEP aber auf Privatrezept auch ohne Verblisterung verschreiben lassen. Dann erhältst du die Monatspackung in jeder Apotheke ab rund 70 Euro.
Private Abrechnung von PrEP-Checks:
Wenn dir die Untersuchungen privat in Rechnung gestellt werden, können sie sehr hoch ausfallen. Sprich daher mit deiner Ärztin bzw. deinem Arzt darüber, ob und wenn ja, welche Kosten auf dich zukommen.
Wichtig für trans* Männer, die neben Analsex auch Fronthole-Sex haben und die PrEP nehmen:
- Die Aufladephase dauert hier 7 Tage je 1 Tablette täglich.
- Danach weiter 1 Tablette täglich.
- Nach dem letzten Fronthole-Sex noch mindestens 7 bis maximal 28 Tage je 1 Tablette täglich.
- Die genaue Dauer besprichst du mit deiner Ärztin oder deinem Arzt.
Für Analsex ist nach den Europäischen und den Deutsch-Österreichischen Leitlinien der ärztlichen Fachgesellschaften auch die anlassbezogene PrEP möglich, nicht jedoch für Fronthole-Sex.
Weitere Informationen findest du unter iwwit.de. IWWIT ist die Präventionskampagne der Deutschen Aidshilfe für trans und cis schwule, bi+ und andere Männer, die Sex mit Männern haben, sowie alle Menschen, die sich der schwulen Community zugehörig fühlen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Safer Sex, um Schutz und Aufklärung zu fördern.